Manchmal sind Routen magisch. Besonders, wenn sie zu verzauberten Orten führen. Mallaig in Schottland ist genau so ein Ort. Das kleine, unaufgeregte Küstenörtchen beherbergt nur eine Handvoll Einwohner und diese leben hauptsächlich vom Fischfang. Und Whisky. Der Weg dorthin kann mit einem magischen Zug zurückgelegt werden…
Meine Reise beginnt in Fort William, dem Ende meiner Fahrradtour entlang West highland way mit dem Mountainbike. Die kleine Stadt liegt direkt am Meer neben dem Berg Ben Nevis und ist das offizielle Ende des Wanderweges sowie der Anfang des Great Glen Way und der Road to the Isles. Nach den Strapazen des Vortages kaufe ich mir dort also jeweils eine Ladung Chips und Schokolade und setze mich in den Zug…
Der magische Hogwarts Express bleibt mir leider verwehrt, ich habe das Gleis Neundreiviertel einfach nicht gefunden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich außerhalb der Saison dort bin. Im Zug sitzen mehrere andere Menschen und als wir losfahren und die Landschaften schöner werden, packen viele ihre Kameras aus. Anfangs wird nur vom Sitz aus fotografiert, stilvoll übt man sich in Zurückhaltung. Als wir die ersten malerischen Wälder und das Glenfinnan Viadukt erreichen, springen diese erwachsenen Menschen wie Schulkinder über die Sitzbänke, wild von Seite zu Seite, um die besten Fotos zu schießen. Ich natürlich nicht! 😉
Als wir den Atlantik erreichen scheinen alle Speicherkarten voll zu sein. Alles sitzen ruhig an ihren Plätzen und genießen die magische Aussicht. Kleine Inseln erscheinen hinter den dichten Bäumen im hellblauen Wasser. Dicke Wolken lassen sich von der Sonne wärmen während ein kaum merklicher, leichter Wind sie in Zeitlupe vor sich hertreibt. In der Kabine ist es still, leise und langsam rollen wir an der felsigen Küsten entlang in den alten Bahnhof ein.
Der Empfang ist harsch, kalt und rau. Der Bahnhof ist funktionell und liebenswert karg. Der Meereswind ist kräftig, die Luft salzig und die Menschen ruhig. Schräg gegenüber dem Bahnhof liegt der Hafen in dem kleine und mittlere Schiffe anlegen. Wieder schräg gegenüber gibt es ein kleines Café mit einem Wintergarten und Heizpilzen. Obwohl Frühling ist. Für wenige Pfund kann man eine Tour mit einem Schiff buchen.
Die „Western Isles“ bringt einen zur Isles of Rum, nach Canna und dann an der Küste der Isle of Skye entlang zurück in den Hafen. Man kann auf Rum aussteigen um sich das Kinloch castle anzusehen, muss dann aber ein späteres Schiff zurück nehmen. In meinen Zeitplan passt das nicht, hierfür sollte man sich besser eine Übernachtung in Mallaig gönnen. Auf der Rückfahrt entlang der Klippen kann man die hiesige Fauna betrachten. Mit etwas Glück wird man Greifvögel wie den Fischadler beobachten oder verwilderte Ziegen und Schafe. Auch wenn die Westküste Schottlands zu den Lebensräumen vieler Delfin– und Walarten zählt, sind diese hier eher selten zu sehen.
Das Wasser ist hier kalt. Immer. Der Wind ist stark aber angenehm, die Luft ist klar und salzig. Bei jedem Stop des Schiffs werden, neben ein paar netten Worten, Kistenweise Proviant und Pakete ausgetauscht. Hier oben ist alles etwas einfacher, weniger kompliziert… netter. So langsam und ruhig wie der Zug einen in den Ort führt so schroff und rau trägt einen das Schiff zurück in den Hafen. Beides fühlt sich gut an, wie nach Hause kommen.
Bei der Rückfahrt von Mallaig nach Fort William steht die Sonne hinter den Wolken und kann sich nur stellenweise durchsetzen. Das ist OK.
Auch wenn diese Reise schon wieder drei Jahre her ist, als ich diesen Artikel neu verfasse, ist die Retrospektive für mich eine wichtige Erinnerung daran, warum ich reise. Aber das wird vielleicht eines Tages einen ganz anderen Artikel füllen…
Hast du eine Mountainbiketour durch Schottland gemacht? ist ja genial! Schottland steht für diesen Sommer auf unserer Reisewunschliste (wobei ich bei all den über den Haufen geworfenen Reiseplänen der letzten beiden Jahre vorsichtig bin…). Der Norden hat einfach was : )
Sonnige Grüße
Jutta
Du bist doch gerade erst wieder aus Island zurück! 🙂
Ich will auch unbedingt mal wieder hoch. Ein paar Tage Highlands würden mir ja schon reichen. Damals bin ich mit dem Mountainbike den ganzen West Highland Way rauf. Das war ziemlich gut.
Ich empfehle den Mai in Sachen Reisezeit. Der Winter ist dann vorbei aber die Mücken noch nicht da… 😉