Glen Coe
Nachdem ich am Vortag das Gebiet rund um Drumnadrochit, das Glen Affric und die darin liegende Cougie farm kennen gelernt hatte, sollte mein Schottland roadtrip heute Richtung Süden weiter gehen. Mein Flieger würde Schottland am späten Abend verlassen und seit kurzem hatte ich noch ein wichtiges Ziel auf meiner Reiseroute eingetragen.
Auf meinem Weg durchquere ich ein weiteres Tal. Auch Glen Coe setzt sich aus dem englischen Wort für Tal (Glen) und dem hindurch fließenden Fluß (Coe) zusammen. Im Süden läuft es im Ranoch Moor aus und im Norden grenzt es an die Berge um Fort William herum. Das Tal war lange Zeit Heimat des MacDonald Clans und Schauort des Glen Coe Massakers, bei dem fast vierzig Talbewohner umkamen und viele weitere in den Wochen danach den Hungertod in den Highlands starben. Die Szenerie dient in diversen großen Filmen als Kulisse, unter anderem Braveheart, Harry Potter und James Bond. Man findet dort zum Beispiel das Haus von Hagrid, mit Kürbissen und so.
Neben Aktivitäten wie Angeln, Mountainbiking und Wandern kann man hier Tagestouren mit Pferden machen. Es gibt einfache Familienwanderwege sowie anspruchsvolle Bergwanderwege mit Klettereinheiten. An der Westküste gibt es einige malerische Strände, die aber eher zum surfen als zum Schwimmen einladen. Im Tal selbst sind verschiedene Distillerien angesiedelt welche zum Whisky tasting einladen. In Kinlochleven läd The ice factor zum indoor Bergsteigen ein.
Wallace monument in Stirling
Bei meiner Mountainbike tour am West highland way fuhr ich damals an den Höhlen des Rob Roy entlang und muss zu meiner Schande gestehen, diesen immer mit William Wallace gleichgesetzt zu haben. Glücklicherweise haben Victoria und ihr Mann mich aufgeklärt und mir nahegelegt nach Stirling zu fahren um mir das Monument anzusehen, welches man Wallace zu ehren erbaut hat. Wer die Geschichte nicht kennt, dem sei mein absoluter Lieblingsfilm Braveheart ans Herz gelegt. Vielleicht wird er euch, genau wie mich, umso mehr in seinen Bann ziehen wenn ihr wisst dass er fast vollständig auf wahren Begebenheiten beruht.
Das Monument wurde 1869 zu Ehren von William Wallace errichtet, der 1297 die Engländer bei der Schlacht von Stirling schlug und nach England zurück jagte. Nachdem er 1298 in der Schlacht von Fallkirk unterlag konnte er untertauchen, wurde jedoch sieben Jahre später gefasst. Des Hochverrats schuldig gesprochen, wurde er gefoltert, gehängt, gevierteilt und sein Kopf auf der London Bridge aufgespießt. Kurz darauf begann Robert the Bruce den langen Kampf um die Unabhängigkeit Schottlands der 1328 gewonnen war.
Das Bauwerk ist etwa 70m hoch und steht auf einem kleinen Hügel von welchem aus man auf den Stirling river hinabschauen kann. Treppen führen über mehrere Etagen nach oben und entlang des Weges wird die Geschichte von Wallace detailliert beschrieben. In der Hall of Heroes werden seine Vorgänger, Mitstreiter und Wegbegleiter vorgestellt. In einer Vitrine wird sein riesiges Schwert dargestellt, Wallace war knapp zwei Meter groß und die Klinge ist entsprechend beeindruckend.
Als ich oben angekommen bin, peitscht ein rauer Wind durch die Mauern der Turmspitze, durchsetzt mit Regen der mehr senkrecht durch die Luft weht als in Richtung Boden. Wenn ich kurz hoch springe, komme ich einen Fuß lang weiter hinten wieder auf dem Steinboden auf, so viel Kraft hat der Sturm hier oben. Ich schaue hinaus auf das Land mit dem U-förmigen Fluss und stelle mir hunderte und tausende von Kämpfern entlang des Flusses vor die wutentbrannt und voller Passion um ihr Land kämpfen. Um ihre Freiheit. Diese Geschichte aus einer relativ nahen Vergangenheit ist für mich immer noch die Beeindruckendste und mich am meisten prägende.
Wer in Schottland ist und sich für die Geschichte dieses wundervollen Landes interessiert, muss einmal hier gewesen sein. Gänsehautgarantie!
Ein toller Reisebericht!
Von William Wallace hatte ich natürlich schon gehört, aber das Monument kannte ich noch nicht. Da werde ich dann wohl bald mal hin müssen wenn mich wieder das Fernweh packt!