Sidemount tauchen

Meine ersten Berührungspunkte mit einem Sidemount Setup hatte ich im September 2014 in Island. Als frisch zertifizierter Open Water diver hatte ich ein paar Tauchgänge in Island gebucht, wo ich mit zwei weiteren Deutschen tauchte. Beide hatten lustige kleine Gasflaschen an ihren Seiten hängen und sonst nur ein paar Gurte über ihren Taucheranzügen. Ich dachte damals das seien Pony bottles und mein Guide sagte mir das sei Sidemount und es sei einfach eine andere Art von Equipment. Ich war viel zu unerfahren um mich weiter darum zu kümmern und habe auch nicht mitbekommen wie gut beide tarieren konnten und wie problemlos sie ihre Kameras still hielten. Erst als ich meine Videos zu Hause sichtete, wurde mir dies bewusst und mein Interesse war geweckt.

Ich flog zurück nach Südafrika wo ich meine Ausbildung zum Rettungstaucher machte und etwas später kehrte ich nach Island zurück um meine Ausbildung zum Divemaster zu machen. Danach hatte ich einige Tauchgänge hinter mir und hatte viel zum Thema gelesen. Ich wollte meine Ausbildung weiter voran bringen. Viele schlagen an dieser Stelle den Ausbildungsweg des Tauchlehrers ein, ich entschied mich dagegen. Statt zu lehren wollte ich erst einmal meine eigenen Fähigkeiten ausbauen und verschiedene Dinge ausprobieren.

Jetzt, im September 2015 finde ich mich am Pool von Rudi in Simon’s town wieder während ich diesen Artikel schreibe und dutzende von Tauchgängen in der Kapregion hinter mir habe. Rudi will hier eine kleine aber feine Truppe an technischen Tauchern zusammenbringen und kleine Projekte vorantreiben. Ich schaute auf einen Kaffee bei ihm vorbei und wir vereinbarten einen Termin für einen Sidemount Kurs. Ich wollte endlich selber herausfinden, was es mit diesem Setup auf sich hat.

Was sind die Vorteile des Sidemount Tauchen?

Einer der Hauptgründe dieses Setup auszuprobieren war für mich, dass ich, dass ich über den derzeitigen Horizont hinaus gehen wollte. Mein Status Quo war mir sicher genug um ihn zu verlassen und meine Komfortzone zu erweitern.

Generell gibt es viele Vorteile die das Sidemount Setup mit sich bringt und diese Art zu Tauchen interessant machen. Im Folgenden möchte ich nur einige davon beschreiben, jene die es für mich am interessant machten und schlussendlich dazu führten, dass ich mich als Sidemount Taucher ausbilden ließ.

Streamlining

Durch die Art und Weise in welcher das Sidemount Setup aufgebaut ist wirst du inhärent wenig drag und ein sehr Stromlinienförmiges Profil haben (Sorry, aber ich tue mich mit den deutschen Ausdrücken hier sehr viel schwerer als im englischen Artikel 😉 ). Wenn du dir das Hogarthian model of dive gear setup ansiehst wirst du erkennen, dass im Sidemount setup viele der Punkte daraus implizit umgesetzt werden ohne dass man dafür einen besonderen Aufwand betreiben müsste.

Streamlined sidemount diver at a wreck in Cape Town

Streamlined sidemount diver at a wreck in Cape Town

Du wirst durch dieses Setup nicht schneller im Wasser und auch von der Aufgabe deine Tools und Gerätschaften so zu verstauen das sie nicht umherschwirren und irgendwas kaputt machen bist du nicht befreit. Trotzdem wirst du die Tatsache lieben lernen, das alles seinen Platz findet, gut erreichbar ist und du trotzdem ein großes Maß an Kontrolle über dein Setup hast.

Erreichbarkeit

Ein großer Vorteil aus meiner Sicht ist die Tatsache, das die Gasflaschen an einem Ort sind, wo ich sie sehen und vollkommen Verrenkungsfrei bedienen kann in jeglicher Art und Weise wie es mir beliebt: Ich kann die Ventile öffnen und schließen, ich kann die Flaschen von meinem Harness lösen und wieder befestigen und all dies ohne etwas zu blockieren oder vorher einen Yoga Kurs besuchen zu müssen. Das mag dem Sporttaucher seltsam erscheinen und unnötig, aber wer regelmäßig taucht wird verstehen wie viel angenehmer ein Setup ist welches man zum größtmöglichen Teil unter seiner Kontrolle hat, was dazu führt das man Probleme selbstständig lösen kann.

Anpassbarkeit

Während ich diese Zeilen schreibe, kommen sie mir selbst wie eine große Lüge vor denn zu diesem Zeitpunkt sind die Sidemount BCs für mich ein großes, wildes Geflecht aus Riemen. Ein Monster das es zu bändigen gilt. Aber so kam mir auch das Backmount Setup am Anfang vor und das blieb im Grunde so bis ich mein eigenes Equipment hatte bzw. so 20-30 dives. Die Möglichkeiten zur Anpassung die mir die verschiedenen getesteten Rigs anboten waren überwältigend und die Art wie das Sidemount setup generell gestaltet ist fühlt sich intuitiv richtig an.

Lösen von Problemen

Jeder der eine Zertifizierung jenseits des Advanced OWD hat weiß  um die Schwierigkeiten des Problemlösens unter Wasser: Freeflows, halb geöffnete Ventile, beschädigte Atemregler. All diese Probleme kommen regelmäßig vor, ob du nun regelmäßig und mit deinem eigenen oder selten und mit Leih-Equipment tauchst. Egal wie, sie stellen immer eine Gefahr für deine Gesundheit dar. Für mich ist es einfach beruhigend zu wissen, dass ich mit dem Sidemount Setup einige davon besser und einfacher im Griff habe und das die Art und Weise wie man mit diesem taucht mich implizit darauf vorbereitet sie im Notfall entspannt anzugehen. Weil du mit zwei getrennten Flaschen tauchst, kommen beide mit einer getrennten ersten und zweiten Stufe und einem eigene Finimeter (SPG). Im Fall eines Defekts kannst du also immer auf die jeweilig andere Seite wechseln und den Tauchgang sicher beenden. Durch die gute Praxis immer in Portionen die Luft aufzubrauchen und dafür regelmäßig deinen Atemregler zu wechseln, schleift sich die Routine des Prüfens und Reglerwechselns so ein, dass es im Notfall gar keine Umstellung mehr ist. Bei diesem Setup kann ich sogar mit zwei freeflowenden Atemreglern einen Deko-Tauchgang sicher beenden, indem ich die Flaschen einfach immer nur dann öffne wenn ich einatme: Feathering.

Ist Sidemount tauchen nur für technische Taucher interessant und macht es Sinn für Sporttaucher?

Meine kurzen Antworten wären Ja bzw. Nein.

Nein, ich denke nicht dass Sidemount einzig im technischen Tauchen seine Daseinsberechtigung hat und das ist im Grunde auch dadurch bereits bewiesen, dass es unzählige Sporttaucher mit dieser Konfiguration gibt. Die beiden deutschen Taucher von denen ich weiter oben schrieb haben hunderte Tauchgänge in beiden Konfigurationen hinter sich. Ja, Sidemount wurde aus einer sehr technischen Schiene des Tauchsports heraus geboren, dem Höhlentaucher, aber das heißt nicht das es nur dort Sinn macht. Es löste dort ein bestimmtes Problem, aber andere Taucher haben dieselben Probleme beim Tauchen in gänzlich unterschiedlichen Settings.

Meiner Meinung nach macht das Sidemount Setup eine Menge Sinn, vielleicht sogar gerade im nicht-technischen Tauchen und für Anfänger: Ich fand es ein vielfaches einfacher meine Taxierung mit diesem Setup zu optimieren als mit jedem anderen Setup das ich bis heute benutzt habe. Das initiale Setup kann eine Kunst für sich sein und Enthusiasten verbringen sicher gerne Stunden damit dies zu perfektionieren doch für einen ersten Tauchgang muss man dies nicht.

Wo kann ich mehr über sidemount Tauchen erfahren und wo kann man den Kurs absolvieren.

Es gibt Sidemount Kurse bei allen größeren Tauchverbänden, am besten du wendest dich an deinem jeweiligen Verband und erkundigst dich welche Kurse angeboten werden.

Ich habe meine Zertifizierung mit PADI gemacht und werde daher etwas detaillierter über deren Kurs berichten. Bei PADI kannst du generell zwischen zwei Arten des Kurses wählen, dem recreational und dem technical Sidemount Kurs. Der erste ist Voraussetzung für den Zweiten. Der recreational Kurs besteht aus einer kleinen Theoriesitzung und einem confined und drei Freiwassertauchgängen. Während dieser Tauchgänge lernst du das Setup, die Anpassung an deine Bedürfnisse, Tarierung und Trim sowie die Kontrolle der Flaschen. Außerdem lernst du die Unterschiede im Bezug auf das Handling der Atemregler und wie man mit bestimmten Problemen umgehen kann.

Preparing for PADIs sidemount theory exam

Preparing for PADIs sidemount theory exam

Der technische Teil des Kurses hat eine minimal größere Portion Theorie und weitere 5 Tauchgänge. Während diesen wirst du lernen wie man mit mehreren Zylindern umgeht, Stage-Zylinder anbringt und wieder ablegt, feathering (Atmen von defekten Reglern), wechseln des Atemgases und den Umgang mit weiteren Problemen.

Der komplette Kurs kostet in Südafrika 4500 Rand (299€), in den USA habe ich Angebote von rund 1200$ (1089€) gesehen und in Europa sind die Preise im Bereich um die 400€ angesiedelt. Du siehst, die Preisspanne ist riesig und um es zu vereinfachten verallgemeinere ich hier und sage: Irgendwo zwischen 300€ und 1100€.

Sidemount tauchen in Kapstadt mit Ollava in Simon’s Town

Solltest du dich in Südafrika wiederfinden und Interesse am Sidemount Tauchen bekommen haben, kann ich wärmstens den Besuch bei Rudi im  Ollava Dive Center in Simon’s Town empfehlen.

Rudy Human - My instructor for sidemount diving in Cape Town

Rudy Human – My instructor for sidemount diving in Cape Town

Rudi Human ist ein sehr erfahrener und passionierter Taucher mit vielen Jahren Erfahrung aus tausenden von Tauchgängen und hat das Ziel exzellente Taucher nach Südafrika zu bringen und zu exportieren. Ich war sehr beeindruckt davon wie Rudi seine Tauchbasis und die Projekte drumherum in Simon’s Town aufzieht und wie er versucht der Tauch Community etwas zurück zu geben.

Ollava spezialisiert sich in Sidemount und technischem Tauchen, aber hier kann man ebenso gut seinen Open Water Kurs oder einfache fun dives absolvieren. Wenn du dich also in der Region zum Tauchen wiederfindest kannst du auch ein paar Stunden dran hängen und es einfach mal ausprobieren.

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