Das Erste Mal, dass ich einen schönsten Ort auf der ganzen weiten Welt sah, war Port an Eorna in Schottland.
Der zweite schönste Ort auf der ganzen weiten Welt liegt in Neskaupstaður in Island.
In Nature’s Valley in Südafrika setzte ich meine dritte Nadel für einen schönsten Ort auf der ganzen weiten Welt.
Die Vierte pinne ich in…
Silfra, Island
Es ist finstere Nacht und wir biegen langsam auf der verschneiten Schotterpiste nach rechts ab. Im Wagen herrscht ruhige Aufregung. Als wir auf dem kreisrunden Parkplatz direkt neben dem Weg parken erhellen die Scheinwerfer eine große, graue Felswand in ein paar hundert Metern Entfernung.
Es ist kalt, still und mondhell.
Wir öffnen den Kofferraum, tragen die schweren, grauen Stahlzylinder zu den Holztischen neben dem Wagen und beginnen widerwillig die oberste Schicht Kleidung abzulegen. Es ist nur einige wenige Grad unter Null, aber die Kälte kriecht an einem hoch wie ein Gestank dem man nicht entkommen kann.
Mit schweren Lasten auf unseren Schultern stapfen wir durch den knirschenden Schnee hinüber zum Wasser. Taub von den Hauben um unsere Ohren, blind vor Aufregung. So langsam wir können, steigen wir hinab. Die Wasseroberfläche ist dunkelblau und gänzlich undurchsichtig. Das Mondlicht spiegelt sich gänzlich darin wieder, ohne auch nur den Hauch einer Offenbarung darunter liegender Überraschungen.
Während wir in das glasklare Wasser hinabsteigen entstehen die Geräusche eines See in einer lauen Sommernacht, wenn das Wasser langsam und freundlich an den Strand schwappt. Wir tauchen ein, in einem Rausch aus Luftblasen, Aufregung und Dunkelheit. Als wir die Lampen einschalten offenbart sich die unbekannte Sicht auf einen sehr bekannten Ort. Lichtstrahlen ziehen sich durch unsere Unterwasserwelt und geben punktuelle Einblicke.
Wir schwimmen ein paar Meter. Langsam, lautlos und ruhig. Auch wenn wir zusammen hier sind, nun ist hier jeder allein. Interaktion wird so beiläufig wie wie ein Fußwippen bei Konzerten und explizite Kommunikation vollkommen überflüssig.
Als wir die großen, steinernen Hallen der Kathedrale von Silfra erreichen, wird die Wasseroberfläche durchsichtig. Durch klitzekleine Wellen sehe ich verschwommen den Mond und entscheide mich einen Augenblick auf dem Grund zu liegen um nach oben zu schauen. Für genau einen Atemzug und für die kurze Zeit danach, ist es hier still und ruhig. Ich genieße den Augenblick. Bis ich ruhig und gelassen ausatme und Millionen klitzkleiner Gasperlen sich um eine Handvoll große Luftglocken herum aufgeregt ihren Weg nach oben suchen während sie vom Kegel der Lampe in ein dramatisches Licht getaucht werden.
Ich bemerke, neben dem weißen Mond am Himmel über der Wasseroberfläche Wolken. Seltsame Wolken. Vielleicht nur eine Illusion, sich im Wasser spiegelndes Mondlicht. Aber vielleicht auch nicht.
Ich höre die Luft kraftvoll zischen und spüre wie mich der nun luftgefüllte Anzug nach oben zieht. Zuerst langsam und im Takt mit meinen schweren Atemzügen, kurz darauf kräftig und unnachgiebig. Ich steige schneller und schneller auf und durchbreche irgendwann die Wasseroberfläche rasant, brutal und kraftvoll.
Aurora Borealis.
Schwach. Dezent. Scheu.
Aber da.
Dieser Moment ist so schön, dass ich leider keine Worte finde ihn hier zu manifestieren, ihn mit dir zu teilen, ihn festzuhalten. Zum ersten Mal in meinem Leben, werde ich kurz darauf unter Wasser Tränen vergießen. Ich kann einfach nicht fassen, was für ein Glück ich habe an diesem Tag. Kann nicht verstehen, womit ich das verdient habe. Kann nicht anders als traurig sein für die, die nicht bei mir sind.
Dank Google könnt ihr Bilder von anderen Menschen sehen, die dort waren. Viel Spaß:
Was war euer erster schönster Ort auf der ganzen weiten Welt?
…meine Lieblings-schönste-Orte-Geschichten woanders:
Conni’s Traumabenteuer auf den Galapagos Inseln