Mit dem Auto durch Schottland – das habe ich zum ersten Mal Ende 2011 in Angriff genommen. Im Oktober bin ich von Berlin aufgebrochen und hatte außer Flug und Mietwagen nichts geplant oder reserviert. Früher in jenem Jahr war ich den West Highland Way mit dem Mountainbike gefahren und außer diesen Erfahrungen war Schottland komplett neu für mich.
Am Sonntag den 02.10.2011 startete ich meinen Schottland Roadtrip in Edinburgh und fuhr noch am gleichen Abend los nach Norden. Weil mein Flieger am späten Abend landete, verbrachte ich die erste Nacht einfach im Auto. Ganz praktisch war hier, dass ich einen größeren Wagen bekommen hatte als gebucht war und so gab es viel Platz auf der Rückbank. Danach verbrachte ich zwei Tage in einem B&B am Loch Ness und erkundete dabei die nähere Umgebung sowieso die Isle of Skye.
Aberdeen
Nach einer eher semi-gemütlichen Nacht im Auto steuere ich also entlang der Ostküste Richtung Norden und komme in Aberdeen an. Weil es gerade in Strömen regnet, kann mich die kleine Hafenstadt nicht zu mehr als einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt verführen. Aberdeen hat den gewohnt rauen britischen Charme und man hat das Gefühl von geschichtsträchtigen Gebäuden und Plätzen erdrückt zu werden.
Vorbei am Marischal College, einem beeindruckenden Bauwerk aus Granit, schlendere ich entlang der Statue von Robert the Bruce zu den Merchant quarters.
Hier wird einem schnell bewusst, welche Geschichte diese Stadt hinter sich hat, vom Mittelalter über die schottischen Unabhängigkeitskriege bis hin zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert.
Fraserburgh und Cullen
Entlang der Küste, über die A90, führt meine Route mich nun in Richtung Cullen, zuerst jedoch stoppe ich kurz in Fraserburgh. Eine kleines Städtchen im Norden des Landes. Hier gibt es nicht viel, außer der rauen Felsküste ein paar Pubs und dem Museum of scottish lighthouses. Wegen der Befürchtung, dass es so langweilig ist wie es klingt entschließe ich mich nur an der Küste entlang zu schlendern und die Aussicht zu genießen. Es ist ruhig hier und außer einer grün gestrichenen Bank und einem kleinen Turm gibt es nichts. Am Turm befindet sich ein großer, roter Farbklecks und dazu gibt es auch eine Geschichte: Im Keller war einmal ein Dudelsackspieler eingesperrt, in den sich die Tochter des Leuchtturmbesitzers verliebt hatte. Als die Flut kam, ertrank der Geliebte und die Tochter stürzte sich aus dem Leuchtturm auf die Klippen. Jedes Jahr, wenn der Turm gestrichen wird, werfen die Maler einen Eimer roter Farbe an die Klippen und des Nachts kann man den Verflossenen noch heute spielen hören.
In Cullen halte ich für ein Eis und für einen kurzen Spaziergang durch den Ortskern. Hier gibt es ein paar kleine Geschäfte, mehrere Pubs und einen Souvenierladen. Am Ortsausgang sieht man den Strand an dem einige hart gesottene mit Surfbrettern im Wasser liegen und auf die eiskalten Wellen warten, die ab und zu heranrauschen.
Inverness
Es geht weiter nach Norden, vorbei an Stränden die aufgrund des stürmisch-regnerischen Wetters nicht zum Baden einladen, aber auf ihre Weise doch anziehend sind. Mein roadtrip nennt sich mittlerweile Coastal trail und lässt sich den Schildern entlang schön abfahren.
Ich fahre nur kurz durch Inverness in Richtung Dingwall, entscheide mich aber schnell um und steuere zurück Richtung Süden. Ein großer Vorteil beim Auto fahren in Schottland: Man ist flexibel! Es ist schon etwas später, also beschließe ich mir nun ein B&B zu suchen wo ich die Nacht mit Vorfreude auf ein erstes schottisches Frühstück der Tour verbringen kann.
Drumnadrochit am Loch Ness
Entlang des Loch Ness fahre ich also die A82 nach Süden und halte bei einigen B&Bs die durch die Schilder an den Straßen gut erkennbar sind. Jedoch sind in keinem Zimmer frei und viele sind sogar komplett verlassen. Als es anfängt dunkel zu werden, wird die Suche langsam unangenehm und ich freue mich sehr als ich bei Victoria aufschlage, die mit ihrem Mann ein organic B&B in Drumnadrochit betreibt. Sie haben mehrere cottages und renovieren diese zur Zeit in Handarbeit. Victoria bereitet mich darauf vor, dass es am nächsten Tag kein full scottish breakfast gäbe, sie ernähren sich völlig vegan hier. Ich nehme das als Scherz auf und gehe schlafen.
Am nächsten Morgen wird mir schnell bewusst, dass ich weder geträumt hatte noch einem Witz aufgesessen war: Victoria steht im kompletten Chefkoch-Outfit mit einem Teller in der Hand vor mir. Haferschleim und Obst. Kein Bacon. Danach gibt es noch eine Portion Süßkartoffeln mit Käse. Das Essen ist fantastisch und ich bin pappsatt, aber… BACON!!! 🙁
Eilean Donan castle
Nach dem Frühstück spreche ich mit Victoria über meine Pläne für die nächsten Tage und werfe sie kurze Zeit später über den Haufen. Statt nach Norden zu fahren um Ullapool, Wick und Thurso zu erkunden, entschließe ich mich nach Westen auf die Isle of Skye zu fahren.
Auf dem Weg dorthin, entlang der A87 komme ich an einem berühmten schottischen Schloss vorbei: Eilen Donan Castle. Dieses Schloss blickt auf eine über eineinhalb Jahrtausende alte Geschichte zurück und ist eines der meistfotografierten Bauwerke der Insel. Das Schloss selbst entstand vor etwa 800 Jahren, wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut und besteht in seiner jetzigen Form seit ca. 1930. Seitdem wurde sie bei vielen Filmen als Kulisse genutzt, zum Beispiel bei Braveheartm Highlander und mehreren James Bond Filmen.
Isle of Skye und Portree
Nach dem kurzen Zwischenstopp an der Burg der Highlander geht es weiter nach Westen. Bei Kyle geht es über die beeindruckende Skye Bridge rüber nach Kyleakin. Die etwa 500m lange Brücke verbindet die inneren Hebriden mit dem schottischen Festland und kann mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß überquert werden. Auf der gesamten Länge der Brücke kann man nirgends anhalten. Wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält kann man dennoch schöne Fotos machen.
Immer nah an der Küste entlang führt einen die A87 durch felsige Schluchten an kleinen Flüssen und Wasserfällen vorbei Richtung Norden. Hier fängt die Isle of Skye gerade erst an und das merkt man auch. Als in in Portree ankomme, weiß ich bereits dass ich hier nur zur Erkundung bin und dass ich wiederkommen werde. Dafür das nur knapp 3000 Menschen hier leben, wirkt das kleine Hafenörtchen riesig. Es gibt einen großen Supermarkt, mehrere B&Bs und Hotels sowie eine Schule. Ich schaue mich kurz um, betrachte die Schiffe die malerisch im Hafen liegen und trete die Heimreise an.
Victoria hatte mir einen Tipp gegeben, den es noch anzusteuern galt… den ersten schönsten Ort auf der ganzen weiten Welt!