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Tauchen in Bjarnagjá – Willkommen im Dreck

Bjarnagjá ist eine der faszinierendsten dive sites in Island für mich.

Die kleine Felsspalte liegt im Süden der Insel, nahe der Ortschaft Grindavik. Nur wenige Meter von Atlantik entfernt und mit diesem über diverse Tunnel verbunden, ist sie jedoch größtenteils mit glasklarem Quellwasser gefüllt. Durch die Verbindung zum Meer wird zusätzlich Salzwasser in das kleine Bassin gedrückt und es ergeben sich faszinierende Haloclines (analog zum Thermocline), das sind Schlieren im Wasser wie man sie in der Luft über heißem Asphalt kennt. Diese verleihen dem Ort einen noch geheimnisvolleren Charme.

Tauchen in Bjarnagjá

In Bjarnagjá wurden einst Dorsche gezüchtet, dies ist jedoch seit langer Zeit nicht mehr der Fall und so können Taucher hier ungestört die bizarre Aussicht genießen. Um den Tauchplatz herum stehen zwei alte Gebäude von denen nicht mehr als die Grundmauern übrig sind. Überall liegen von Ozean her angeschwemmte Baumstämme herum, am Boden liegen Patronenhülsen und Keramikscheiben, vermutlich von schießwütigen Teenagern aus der Nachbarschaft und der Wind pfeift hier eigentlich immer mit brachialer Stärke und Eiseskälte.

Tauchen in Bjarnagjá  Tauchen in Bjarnagjá

 

Dieser Tauchplatz hat etwas von einem verfluchten Ort. Schon bevor man den großen Schritt in das Gewässer macht spürt man eine gewisse Anspannung. Es fühlt sich seltsam an, hier zu tauchen. Der kleine Tümpel ist nur wenige Meter lang und breit und es gibt überhaupt keine Hinweise darauf das es sich lohnen könnte hier in’s Wasser zu steigen. Wer es trotzdem tut wird mit einem bizarren Ausblick entlang der Felswände zum Boden und in die kleinen Höhlen an beiden Enden der Spalte belohnt. Es geht ca. 20-22m hinab bis zum Boden und dann taucht man abwechselnd vom einen zum anderen Ende der Spalte während man langsam wieder aufsteigt. Zum Einen weil man eben nur die wenigen Meter zum Tauchen hat und zum Anderen weil unweigerlich kleine Schwebeteilchen aufgewirbelt werden und so die Sichtweite von üblicherweise 30-40m zusehend abnimmt bis man an einigen Stellen überhaupt nichts mehr sieht.

Tauchen in Bjarnagjá

Die Kombination aus regelmäßig gut sichtbaren Halo- und Thermoclines durch das sich ständig mischende Wasser verleiht dem Wasser eine ölige Ansicht, fast so als würde man in einem Glas Rapsöl tauchen. Manchmal sieht man die Wände und den Tauchpartner glasklar und hat das Gefühl unbeschränkt weit sehen zu können und Sekunden später endet die klare Sicht nach wenigern Metern oder man kann Objekte in 2-3m schon nicht mehr erkennen. All das macht Bjarnagjá für mich zu einer der spannendsten Sehenswürdigkeiten in Island.

Von denen gibt es in Bjarnagjá genug: Selbst nach einer Aufräumaktion im vergangenen Jahr türmt sich auf dem Boden der Schrott und Hinterlassenschaften von mehreren Jahren. Eine metallene Treppe fand ihren Weg genau so hierher wie Autoreifen, Baumstämme, Turnschuhe und eine Waschmaschine. Wer immer schon einmal wissen wollte wie es sich wohl anfühlt in einer Müllhalde zu tauchen, wird hier ein Gefühl dafür bekommen.

Tauchen in Bjarnagjá

Die Höhlen von Bjarnagjá

Wer am Ostende der Felsspalte angekommen ist sieht sich vor der Frage ob er die kleine Höhle betauchen möchte oder nicht. Dies sollte man nur tun, wenn man die entpsrechenden Fähigkeiten und das Equipment hat! Die Höhle ist geräumig und man kann entspannt mit mehreren Personen (3-4) hinein tauchen. Nach etwa 10-15m beginnt das Tageslicht zu verblassen, doch schon vorher sollte man nur mit Tauchlampe und zwei Backups hierher. Eine cave line gibt es hier nicht, man sollte also für die Betauchung eine mitnehmen und wissen wie man sie verlegt. Nach etwa 30-40m öffnet sich die Höhle und wird zu einer großen, kugelförmigen Felshöhle. Hier schwimmen ab und zu auch Fische umher die sich in den Ecken und Ritzen verstecken. Man kann zu jeder Zeit Öffnungen in der Decke sehen, sollte sich aber bewusst sein das diese meistens nur wenige cm weit sind. Auftauchen geht also nur durch den Eingang.

Tauchen in Bjarnagjá

Von hier aus geht es zurück in Richtung Westen, heraus aus der kleinen Höhle und entlang des lehmigen Bodens zur der kleinen Ausbuchtung auf der gegenüber liegenden Seite. Auf dem Weg kommt man an allerlei Gerümpel vorbei, unter anderem an einer alten Waschmaschine die auf mehreren Schichten Wellblech liegt. Direkt daneben liegen ein paar Baumstämme und ein alter Besen. Es geht noch etwas tiefer hinab und wer an den Wänden aufschaunt kann schon erkennen wie die aufsteigenden Luftblasen feinste Partikel aufwirbeln. Die Sicht wird mit jedem Flossenschlag etwas schlechter., weshalb der Tauchgang am tiefsten Punkt beginnt und man jeder Durchquerung etwa einen Meter höher fortsetzt.

Bjarnagjá – Walfriedhof?

Am Ende findet sich dann eine kleine Ausbuchtung in der Wand. Von oben fallen alte Seile in diese hinein, man sollte also sehr vorsichtig beim hineintauchen sein. Nach hinten befindet sich hier eine ganz kleine Höhle in welche man aber nicht hinein tauchen kann. Wer jedoch nach unten taucht und bis zum Boden vordringt kann einen weiteren bizarren Fund machen: Hier liegen eine Rippe und ein paar andere Knochen eines Wals. Wie diese hierher kommen? Nun, offensichtlich ist hier kein Wal gestorben sondern die Knochen wurden von Menschenhand her gebracht. In diesem Fall als Futter für die Krebse die sich hier manchmal herverirren. Diese knabbern offenbar gerne an den Knochen und früher wurden diese dann regelmäßig für’s Abendessen gefangen.

Tauchen in Bjarnagjá Tauchen in Bjarnagjá

 

Der Rückweg führt wieder in die entgegen gesetzte Richtung und wer möchte kann dies so oft wiederholen wie die Sicht einen angenehmen Tauchgang ermöglicht. Ich habe mich immer nach spätestens zwei vollen Durchquerungen entschlossen das Ostende anzusteuern um dort noch ein wenig in den verschachtelten Felsformationen zu tauchen. Hier sollte man ebenfalls vorsichtig sein, da es ein paar swim throughs gibt die aber teilweise wirklich eng sind. Hier also lieber außen herum schwimmen als das Equipment zu beschädigen oder sich gar zu verletzen.

Der Ausgang kann bei Flut am Einstiegspunkt erfolgen. Bei low tide sollte man zum Westende der Felsspalte schwimmen und über die flachen Steine in Richtung Meer aussteigen. Von da muss man nur einen 50m langen Umweg zurück zu den Häusern gehen. Mehr als ein Tauchgang macht hier keinen Sinn und entsprechend kann man sofort das Equipment ablegen und sich umziehen. Dazu macht es Sinn sich entweder in den Ruinen vor dem kräftigen Wind zu schützen oder das Auto so zu parken, dass ein Windschutz etsteht.

Insbesondere als Alternative zu Gardur, bei schlechtem Wetter, ist Bjarnagjá ein einmaliges Erlebnis in Sachen Tauchspots. Ungewöhnlich, aber definitiv sehenswert!

 

 

Die besten Divespots in Island

Während meiner dreimonatigen Ausbildung zum Divemaster in Island habe ich verschiedene Tauchplätze gesehen und hier ist eine Liste meiner absoluten Lieblings-Divespots:

Tauchen wo das Leben entstand: Der hydrothermale Schlot Strýtan

Tauchen zwischen den tektonischen Platten in Silfra, Island

Taucher am Kleifarvatn in IslandTauchen im geothermalen See – Kleifarvatn in Island

Tauchen im Nordatlantik bei Garður in Island

Tauchen wo das Leben entstand: Der hydrothermale Schlot Strýtan

Wer taucht will Besonderes sehen. Seien es große Fische, bunte Korallen, glasklares Wasser oder verlorene Schiffswracks. Wer an Tauchen in Island denkt, dem kommen wahrscheinlich Eisberge in den Sinn und wer etwas Recherche betreibt stößt unweigerlich auf Silfra, eine Divesite die immer wieder ganz oben auf den Toplisten der weltweiten Tauchreviere auftaucht.

Wer dem Touristenpfad entkommt, kann im Norden Islands einen Ort finden der einmalig ist auf der Welt. Eine Divesite die ermöglicht, was man sonst nirgends auf diesem Planeten sehen kann. Ein Erlebnis, das einem den Atem stocken lässt, vollkommen egal wie oft der Tauchlehrer einem dies verboten hat…

Dort erheben sich hydrothermale Schlote vom Meeresboden in die Höhe, wo dann geothermal aufgeheiztes Wasser ausströmt. Der Tauchspot besteht aus zwei Kaminen, einem kleinen und einem großen. Der kleine Kamin – Arnarnesstrýtur – befindet sich etwas nördlicher und wird nach einer 4-5 minütigen Bootsfahrt erreicht. Der große Kamin – Strýtan – befindet sich etwas südlich der Tauchbasis und ist nach etwa 5-10 Minuten mit dem Boot erreicht.

Erlendur macht sich fertig zum Tauchen in Strytan

Los geht's: Tauchen in Strytan

Ein letzter Blick zum Boot in Strytan

Tauchen mit Stefania der Wolffish Dame

Arnarnesstrýtur ist unser erster Stop am heutigen Tag und führt uns etwas nördlich der Tauchbasis zu zwei kleinen Kaminen. An diesem Spot finden sich vielfältige Lebewesen der Unterwasserwelt wie Anemonen, Krabben, Quallen und natürlich auch jede Mensche Fische. Neben neugierigen Dorschen findet sich hier insbesondere Stefania, eine Steinbeißer- (Wolffish) Dame und ihre Mitbewohner. Die drei haben am Meeresboden eine WG für Hässliche gegründet, Steinbeißer haben ein Gesicht das nur eine Mutter lieben kann! Dafür sind sie alle sehr zutraulich und freuen sich jedes Mal wenn Erlendur am Seil der Boje entlang in Richtung Meeresboden sinkt. Dann hat er nämlich normalerweise eine Tasche voll Muscheln im Gepäck und Stefania und ihre Buddies essen gerne Muscheln. Heute haben wir keine dabei, alternativ gibt es also ein paar Streicheleinheiten unterm Kinn und am Bauch. Die drei verhalten sich wie Hunde und folgen uns auf Schritt und Tritt um den kleinen Hügel. Mehrmals während dem fast einstündigen Tauchgang werden Stefania & Co. überraschend auftauchen und uns anlächeln und jedes Mal ist es ein kleiner Schock 😉

Wolf Fish Stefania in Strytan

Wolf Fish Stefania in Strytan

Wolf Fish Stefania in Strytan

In Arnarnesstrýtur hat sich um die kleinen Kamine eine Vielzahl von Meeresbewohnern niedergelassen und man fühlt sich offensichtlich sehr wohl in der Nachbarschaft um die hydrothermalen Hügel. Erlendur schwimmt langsam umher und versucht mit seiner neuen Kamera Videos zu sammeln während ich mir die Gegend auf eigene Faust anschaue. Am Anfang ist das relativ langweilig, weil es nicht wirklich viel zu sehen gibt, wenn man nicht weiß wo man suchen muss. Ab und zu bemerkt Erlendur wie ich umher irre, zupft an meiner Flosse und zeigt mir einen weiteren spannenden Punkt an den Kaminen. An einigen Orten strömt heißes Wasser direkt in die Umgebung und man kann den Thermo- und Heliocline deutlich sehen. Das Wasser sieht so ölig aus wie man sich einen Tauchgang in einer überdimensionalen Wanne mit Silikonöl vorstellen würde. Hinter dem Vorhang aus eiskaltem Salz- und kochend heißem Süßwasser erkenne ich Erlendur nur schemenhaft und selbst als er seine Lampe direkt auf micht richtet – im Normalfall vergleichbar mit einem Scheinwerfer bei Nacht – sehe ich nur die Umrisse eines kleinen Lichtzirkels.

Heliocline in Strytan beim Tauchen

Heliocline in Strytan beim Tauchen

Nach etwa 45 Minuten treten wir langsam die Heimreise an. Immer entlang der Ankerschnur in Richtung Boot. Bis zum Stop bei 5m. Mir ist zwischenzeitlich ordentlich kalt geworden, der Tauchcomputer hatte sich irgendwann auf 1°C eingependelt und diese Zahl für den Rest des Tauchgangs nicht mehr losgelassen. Selbst hier an der Oberfläche zeigt das Gerät gerade mal 2 oder 3 Grad an und meine Vorfreude auf das Surface-Intervall wird immer größer. Erlendur hat einen heißen Pool am Tauchcenter und es gibt Stullen mit Käse, Schinken und eine Tafel Ritter Sport.

Während der knappen Stunde Auszeit im Divecenter zeigt Erlendur mir das kleine Museum im oberen Stockwerk. Wir müssen über provisorisch aufgereihte Matratzen klettern, da dieser Tage eine Delegation französischer Kunststudenten hier einquartiert ist. Hier gibt es alles zu sehen, was Erlendur während der letzten Jahre beim Betauchen der Kamine gelernt, gefunden und erschaffen hat. Eine imposante Sammlung von Wissen, Artefakten und Skurrilem gibt einem einen ungefähren Eindruck von der Passion mit welcher der Sohn Bogas diesen Ort erkundet und beschützt. Hier liegen alte Teller aus der weiten Umgebung und weiteres Geschirr. Alte Messer und Bootsutensilien. Es finden sich abgebrochene Ecken der Kamine sowie Fischskellete und Muscheln. Zu allem hat er etwas zu berichten und hinter jedem Artefakt steckt ein kleines Erlebnis und alle zusammen bilden das große Abenteuer des Erlendur Bogason von der Entdeckung und Erforschung Strýtan’s.

Tauchen an den heißen Kaminen von Strýtan

Das ist auch unser nächster Halt: Strýtan. Hier, am größeren der zwei Kamine soll mir das Ausmaß dieser Naturwunder erst wirklich bewusst werden. Der Kamin erhebt sich 55m hoch vom 70m unter der Oberfläche liegenden Meeresboden nach oben. Wir starten in der Mitte des kleinen Berges und schwimmen langsam nach oben während wir den Kamin Meter für Meter erkunden. Als wir starten zeigt mein Tauchcomputer eine Tiefe von 35m an und eine Temperatur von 1°C. Das ist kein Tauchgang für Weicheier und das ist auch kein Tauchgang für Draufgänger. In solchen Settings werden keine Helden geboren sondern Idioten entlarvt. Ich atme vorsichtig und prüfe meinen Tauchcomputer regelmäßig. Wenn sich ein Atemzug einmal länger hinauszögert und ich dann mit einem Mal kräftig am Atemregler ziehe, fliegen kleine Eiskristalle in meinen Mund und machen mir schlagartig klar wie dünn die Grenze zwischen einem guten Tauchgang und einem daramatischen Aufstieg hier ist. Freeflow heißt der Feind, der dich im Zweifelsfall sofort zum Auftauchen zwingt und in diesem Moment kann ich mir nichts schlimmeres vorstellen als diesen Tauchgang auch nur eine Sekunde früher beenden zu müssen als unbedingt notwendig.

Erlendur Bogason zeigt mir Strytan

Tauchen am Strytan

Tauchen am Strytan

Wir tauchen relativ zügig auf eine Tiefe von etwa 30-25m hinauf und beginnen langsam um den riesigen Felsen zu kreisen. Hier kann sich ein Taucher gerade noch gut hinter dem Stein verstecken, nur einige Meter tiefer könnte man einen Kleinbus unbemerkt abstellen. Strýtan ist riesig und groß und gemein. Er brodelt an allen Ecken und spuckt einem kochend heißes Wasser entgegen. An Heißwasserquellen wie diesen könnte der Ursprung für alles Leben auf diesem Planeten gelegen haben. Wissenschaftler der Universität Brekeley haben herausgefunden, dass die biochemischen Prozesse hier Leben ohne das Vorhandensein von Sonnenlicht, also ohne Photosynthese ermöglichen.

Wissenschaftler der Universität von Akureyri helfen dabei die Schlote von Strýtan zu erforschen und haben u.a. herausgefunden, dass das Wasser welches hier bei einer Temperatur von mehr als 72°C ausströmt weit über 1000 Jahre alt ist. Die Smektittürme entstanden vor über 10.000 Jahren während der letzten Eiszeit aus Magnesiumsilikaten und wuchsen seitdem Stück für Stück in Richtung Oberfläche. An ihren Rändern leben heute hunderte von Lebensformen, von Anemonen über Krebse und Fische bis hin zu Algen und Mikrobakterien. Dieser Ort ist ein Wenig wie das Galapagos Archipel der Unterwasserwelt, ein submariner Regenwald.

Tauchen am Strytan

Tauchen am Strytan

Als wir am oberen Ende des mächtigen Kegel ankommen stoppen wir kurz und prüfen unsere Instrumente. Die Luft reicht genau für den geplanten Tauchgang und wir sinken langsam wieder hinunter. Wir zirkeln um die Spitze und an allen Ecken strömt uns aus kleinen oder größeren Öffnungen heißes Wasser entgegen. Während der Rest meines Körpers im Trockenanzug gut geschützt und kuschelig warm ist, sind mir die Warmwasserquellen für meine unterkühlten Hände in den Neoprenhandschuhen mehr als willkommen. Mann muss dem Wasser etwas Zeit geben in die Handschuhe einzudringen und dabei sehr vorsichtig sein, aber dann ist die Wärmequelle mehr als angenehm.

Strytan melde bereits Besitzanspruch an

Erlendur Bogason auf dem Weg nach Unten: Strytan

Am mittleren Zubringer-Seil angekommen, starten wir unseren Aufstieg und stoppen zwei Mal. Immer schaue ich mich um, ob sich vielleicht Wale zu uns gesellt haben, doch heute war Stefania der große Star auf unseren Tauchgängen und eine Diva teilt ihren Ruhm nunmal nicht. Als wir auftauchen, unsere Ausrüstung an Bord des kleinen Bootes heben und das Seil an der Boje entfernen reißen die Wolken weiträumig auf und wir fahren durch den mit Sonnenlicht durchfluteten Fjord in Richtung des kleinen Hafen von Hjalteyri. Ich bin dankbar für den windlosen Tag, für die gute Sicht dort unten und die Sonne hier oben. Für die Möglichkeit diesen besonderen Ort gesehen zu haben und für die Aussicht darauf weitere solche Orte sehen zu dürfen.

Tauchen am Strytan

Erlendur Bogason ist der Entdecker der Kamine, Hauswart im Fjord… der Wächter der Türme. Durch seine kühle isländische Ausstrahlung ahnt man lange nicht, wie er empfindet. Die Begrüßung ist freundlich und zurückhaltend. Die Unterhaltung beginnt langsam und bleibt es lange Zeit. Während der gesamten Zeit vor dem ersten Tauchgang denke ich, ich habe hier einen typischen Einsiedler vor mir und hake eine lebendige Unterhaltung innerlich ab. Erst als wir nach dem ersten Tauchgang wieder im Boot sind und ich aufgeregt Frage, was das für ein Gefühl für ihn war diese Schlote zum ersten mal zu sehen und wie es war als er realisierte was er hier tatsächlich entdeckt hatte brechen alle Dämme. Er beginnt wie ein Wasserfall zu berichten und sein Englisch wird so zerbröckelt, dass ich gar nicht mehr hinhöre und nur noch das Funkeln in seinen Augen interpretiere. Dieser Mann ist ein Entdecker und er lebt für Momente wie diese.

Erlendur ganz in seinem Element: Tauchen in Island

Fakten zu Strýtan

  • Die Kegel entstanden vor gut 10.000 Jahren während der letzten großen Eiszeit
  • Der große Kegel hat eine Höhe von ca. 55m und fußt auf dem Meeresboden in einer Tiefe von etwa 70m
  • Das Wasser welches aus den Öffnungen austritt hat ca. 72°C und ist über 1100 Jahre alt
  • Strýtan ist die einzige hydrothermale Quelle dieser Art, die von Menschen ohne Maschinen betaucht werden kann, andere Quellen wurden nur in Tiefen von 2000 bis 6000m gefunden
  • Hydrothermale Schlote wie die in Strýtan könnten die Quelle allen Lebens auf dieser Erde sein, da sich an diesen Leben in Abwesenheit von Sonnenlicht entwickeln kann
  • Die Existenz der Kamine wurde schon vor vielen Jahren angenommen, eine Expedition im Fjord ergab aber keine Ergebnisse und so wurden sie von den offiziellen Karten wieder entfernt. Erlendur fand die Kamine wenige Jahre später nach einem Hinweis von einem lokalen Fischer
  • Manchmal nimmt Erlendur eine Thermoskanne mit hinunter um sie mit heißem Wasser aus den Kaminen zu befüllen und oben im Boot heiße Schokolade zu zaubern

Meine Tauchausrüstung

Als ich im Juni 2014 mit dem Tauchen in Kapstadt anfing, war mir noch nicht klar welchen Stellenwert dieses Hobby einmal für mich einnehmen würde. Ende des Jahres merkte ich, wie viel Spaß ich daran fand und ich entschied mich den Ausbildungsweg weiter zu gehen.

Ab dem PADI Divemaster wird einem empfohlen eine eigene Ausrüstung zuzulegen und auch wenn dies beim ersten Gedanken – vor allem an die Ausgaben – eine große Hürde ist, sollte man sich davon nicht abbringen lassen. Wenn man das Hobby langfristig ausübt wird sich die eigene Ausstattung meist schnell lohnen.

Überlegungen

Die größte Frage für mich war: Wird es ein Reise-BCD oder ein normales Jacket. Ich bin in Kapstadt sowohl den Sea- als auch den Litehawk von Scubapro getaucht und fand beide großartig. Ich muss zugeben, der Litehawk gefiel mir sogar ein bisschen besser.

Warum wurde es also am Ende doch der Seahawk: Weil ich die Ausbildung zum OWSI nicht ausschließe und für das Ausbilden von Tauchschülern finde ich es angenehmer viel Platz / Taschen zu haben. Außerdem tauche ich gerne mit 100% integrierten Gewichten statt mit Gürtel.

Man sollte sich weiterhin überlegen wann und wo man kauft: Ich habe meine gesamte Ausrüstung auf der Bootsmesse in Düsseldorf gekauft, die findet jedes Jahr im Januar statt. Alles in allem habe ich knapp die Hälfte sparen können und so brandneues Equipment für den gleichen Preis bekommen wie man wohl sonst gebraucht zahlen würde. Was aber ebenfalls keine schlechte Option ist, weshalb ich meinen Trockenanzug wohl in den kommenden Wochen auf diese Weise erstehen werde – ich werde dann hier berichten.

Reisetasche: Mares Cruise Pack

Diese Tasche war eher ein Zufallskauf, aber einer von den Guten!

Viel gibt es nicht zu sagen: Die Tasche hat knapp 130L Fassungsvermögen, Taschen für die Flossen an den Seiten und kann auch als Rucksack getragen werden. Mein Equipment passt super hinein, ich habe allerdings noch keinen Trockenanzug, damit könnte es dann knapp werden vermute ich.

Bevor ich zu viele Worte verliere, schaut euch am besten dieses Video an, da wird die Tasche super erklärt!

Tarierjacket / BCD: Scubapro Seahawk

Ein Klassiker unter den Tarierjackets. Trägt sich einfach angenehm und kommt mit integriertem Gewicht. Die Blase ist am Rücken, nicht an den Seiten (Back inflation) woran man sich erst gewöhnen muss.

Atemregler / Regulator: Scubapro MK25 + A700

Da ich meinen DM in Island mache war mir wichtig eine erste und zweite Stufe zu haben, die gut mit kaltem Wasser klar kommen. Dieses Kit hatte ich zwar schon vorher in’s Auge gefasst aber nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass es in diesen Bedingungen ebenfalls gut ist.

Hinweis: Es gibt seit kurzem die MK25 Evo, die noch besser mit kaltem Wasser zurecht kommt. Hier könnt ihr also entweder am Auslaufmodell sparen oder ein cooles neues Gadget zulegen!

Dieses Video beschreibt den MK25 mit A700 sehr gut.

Tauchmaske: Scubapro Solo

In Kapstadt wurde diese Maske als ‚Moustache-Mask‘ bezeichnet und tatsächlich: Sie scheint für uns Bartträger gemacht zu sein. Unbedingt mal ausprobieren wenn ihr Haare im Gesicht habt! 😉

Schnorchel: Scubapro Spectra

Ich benutze ihn so gut wie nie und habe ihn eher der Vollständigkeit halber gekauft. Es tut mir leid, aber ich kann hier beim besten Willen nichts ausschweifendes schreiben, er kann nichtmal Laserstrahlen abschießen oder sowas… 😉

Flossen / Fins: Scubapro Seawing Nova Gorilla

Wichtig ist hier das ‚Gorilla‘, welches auf eine versteifte Version der Flosse hinweist. Das gibt einem mehr Vortrieb, zehrt aber auch an den Beinen. Man sollte also eine gewisse grundfitness aufbauen, sonst macht die Flosse keinen Spaß. Durch die Steifigkeit fällt einem der Frog-Kick etwas leichter finde ich, weshalb die Wahl auf diese Flosse fiel.

In diesem Video wird die Scubapro Sewaing Nova Gorilla vorgestellt.

Tauchcomputer: Suunto D6i Black

Ich habe mir den D6i aus zwei Gründen gekauft: Erstens sieht er schicker aus und man kann ihn auch als normale Uhr im Alltag tragen und Zweitens hat er einen eingebauten Kompass.

Ich muss zu geben, das sind keine wirklich guten Gründe und deshlab empfehle ich hier jedem zu überlegen ob man nicht lieber auf den kleineren Suunto D4i umsteigt und eine Menge Geld bei der Anschaffung spart.

Generell ist ein Tauchcomputer übrigens eine wichtige Anschaffung für junge Taucher, weil man durch die Aufzeichnungen ein gutes Gefühl für den Sport bekommt.

In diesem Video wird der Suunto D6i erklärt.

Tauchen im geothermalen See – Kleifarvatn in Island

Taucher am Kleifarvatn in Island

Eingebettet in den Bergen des Reykjanesfólkvangur Naturschutzgebiets südlich von Reykjavik findet sich der Kleifarvatn. Dieser natürlich entstandene See ist abgelegen und weitab der Zivilisation. Die Gegend ist ruhig und verlassen. Der See ist es nicht – zumindest nicht ruhig.

Wenn man die buckelige Asphaltstraße verlässt und auf der Schotterpiste die erste Kurve hinter sich lässt, liegt der See vor einem. Groß, grau, starr. Wie ein Farbfleck im Gipfel des Berges. Man erkennt keine Regung, nichts deutet darauf hin, dass sich hier etwas bewegen könnte. Doch unter der grauen Wasseroberfläche ist der Ort lebendig, aufgeregt.

Manchmal kommt es vor, dass der Wasserspiegel vom einen auf den anderen Tag um vier oder fünf Meter abnimmt, die Wasserfläche sich um mehr als 20% verringert. Wohin das Wasser verschwindet weiß niemand genau, der See ist mehrere tausend Quadratmeter groß und an einigen Stellen knapp 100m tief. Er liegt in vulkanischem Gebiet – Krýsuvík – in einer Bruchzone. Hier zerreißt es die Welt, die tektonischen Platten driften auseinander und setzen frei was sonst unter der Oberfläche verborgen ist.

Taucher am Kleifarvatn in Island

Taucher am Kleifarvatn in Island

Über dem See liegt ein grauer Schleier, es dampft ein wenig. Das könnte auch am Temperaturunterschied liegen, das Wetter ist seltsam heute. Als es anfängt zu regnen verschwindet der Schleier nicht. Die Dampfwolken schweben neben dem See, am Strand neben den Hügeln.

Wir fahren am Ufer entlang und halten im pechschwarzen Sand als große Findlinge uns den Weg versperren. Hier wird kurz und knapp der Tauchgang besprochen: Rein, tauchen, raus. Wir wissen ja wie das geht. Wir sollen einer roten Leine folgen, wenn wir sie finden, bis wir an die Heißwasserquellen kommen.

Es regnet. Das ist beim Start in einen Tauchgang nicht so tragisch. Wir ziehen uns zügig im Auto um, schna llen die schweren Zylinder an die Tauchwesten und werfen sie über die Schultern. Flossen und Masken werden erst im Wasser angezogen, bis dahin sind es ein paar Minuten zu Fuß am Strand entlang in den anfangs flachen See. Als es tief genug wird, schnallen wir die Flossen um setzen die Masken auf und tauchen ab.

Taucher am Kleifarvatn in Island

Taucher am Kleifarvatn in Island

Stille. So ist das immer zu beginn eines Tauchganges. Es ist nicht besonders tief, manchmal spürt man die kühle Luft am Rücken, zumindest denkt man das. Wir schwimmen langsam zur Mitte des Sees und ebenso langsam entfernt sich der Boden von uns. Die rote Leine haben wir gefunden und folgen ihr.

Plötzlich fällt der Boden in einem Steilhang ab. Hier ist es auf einmal mehr als 10m tief und man kann den Boden kurz nicht mehr erkennen. Wir tauchen ab, Druck auf den Ohren, durchatmen, tiefer. Man hat das Gefühl den Schwefel riechen zu können, wie draußen, wo die heißen Quellen den Gestank fauler Eier in die Luft entlassen.

Einzelne Blasen steigen an einer kleinen Öffnung aus dem Boden. Ich bewege mich langsam dorthin, wo ich einen Krebs oder einen Fisch vermute. Die Luft kommt aber direkt aus einem Stein. Hier lebt nichts, hier atmet nur die Erde.

Wir tauchen etwas tiefer ab und schauen uns die Umgebung an. Vereinzelt finden sich tote Fische. Vollkommen intakt, nicht angefressen und auch nicht in Müll verheddert. Einfach nur leblos. Ein paar kleinere Exemplare schwimmen um einen herum, hektisch und nicht in Kreisen, sondern geradeaus, weg.

Wir erreichen eine kleine Anhöhe. Luft zischt in den Taucheranzug und wir steigen langsam auf. Hinter dem Hügel tanzt der Sand, steigen Milliarden kleiner Luftblasen aus dem Boden auf. Ein Whirlpool in der Größenordnung eines Einfamilienhauses, ein Sektglas so groß wie eine Lagerhalle. Die ersten Blasen fangen wir mit den großen Handschuhen auf, sammeln sie in der Handfläche und lassen sie als große Blasen wieder frei. Überall haben sich kleine Maulwurfshügel gebildet aus denen die Luftblasen hervorsteigen. Der Sand purzelt mit jeder neuen Blubberblase ein bisschen hinab.

Taucher am Kleifarvatn in Island

Taucher am Kleifarvatn in Island

Ab hier ist der Tauchgang ein einziges hin und herschauen. Der Versuch sich zu orientieren, das Spiel mit den Blubberblasen und der Kamera. Hier sind keine Fische mehr, zumindest keine die schwimmen. Hier sind keine Krebse, keine Pflanzen. Hier ist kein Leben, aber lebendig ist es. Der See atmet hier, die Erde brodelt unter uns.

Nach einer kurzen, aufgeregten Zeit verschwinden die Luftblasen langsam, als wir weiter tauchen zu den Grabenbrüchen. Hier tun sich große Löcher im Boden auf, an deren Felswänden entlang man zu den tiefsten Stellen des Sees tauchen könnte. Ich stelle mir vor, wie sich am Ende dieser Höhlen ein Höllenschlund auftut, denn dort müssen unmittelbar die vulkanischen Aktivitäten vor sich gehen, welche zu dem Naturschauspiel nebenan führen.

Irgendwann finden wir wieder zur roten Leine, schwimmen langsam an ihr entlang und steigen irgendwann aus dem kühlen Nass. Am Ufer befindet sich schon eine weitere Tauchgruppe, heute ist hier viel los. Es regnet ziemlich stark und so ziehen wir uns zügig unter der Heckklappe des Lieferwagens um.

Nach dem Tauchgang im Vulkansee schauen wir uns noch eines der bekanntesten Hochtemperaturgebiete in Island bei Krýsuvík an. Auf diesem aktiven Vulkan finden sich heiße Quellen, Schlammtöpfe und Fumarolen. Hier brodelt es überall, es dampft und blubbert.

Von hier aus fährt Reynar von der isländischen Tauchschule uns direkt zur blauen Lagune, wo wir den Tag auch weiterhin im Wasser ausklingen lassen. Nur ohne Taucherausrüstung.

In Kooperation mit Dive.IS.