Vor knapp drei Jahren, im Mai 2011 bin ich den West Highland Way in Schottland mit dem Fahrrad gefahren. Das habe ich damals in einem temporären Blog festgehalten und dieser Beitrag stellt eine Zusammenfassung dessen dar. Viel Spaß!
* Packliste *
Wenn ihr wissen wollt, was ihr für so eine Tour mitnehmen solltet, schaut euch meine Packliste für Mountainbike Touren an!
Mittwoch – 4. Mai 2011
Tyndrum nach Bridge of Orchy
Das war der Plan für den Tag, danach wollte ich den Zug nach Fort William nehmen. Es sollte etwas anders kommen…
Nach einer einigermaßen erholsamen Nacht im By the way Hostel setzte ich mich am Morgen noch kurz mit meinem Nachbarn zusammen um mit ihm ein wenig über den Weg zu sprechen. Es malten sich ziemliche Horrorszenarien ab und so machte ich den Plan erstmal nach Bridge of Orchy zu fahren und von dort dann eben direkt nach Fort William mit dem Zug.
Die Strecke rüber nach Bridge of Orchy war super. Sehr flowiger trail, alles im Bereich S1-S2 und nur selten schlecht fahrbar. Jede Menge schöne Aussichten auf die umliegenden Berge.
Es ging schnell voran, also bin ich in Bridge of Orchy nicht in den Zug gestiegen sondern habe mich entschieden einen Ort weiter zu fahren um dort ein kleinen Hostel zu finden und am nächsten Tag den Zug zu nehmen.
(Kurze Unterbrechung, ich werde hier in der Bar gerade genötigt den German für’s Spiel zu geben, es wird keine Gelegenheit ausgelassen die Deutschen zu ärgern hier… Go Schalke!)
Bridge of Orchy nach Victoria Bridge
Nachdem ich also in Bridge of Orchy aufgebrochen war sollte es nach Victoria Bridge gehen. Auf einer alten Militärstraße geht es gute 150 Höhenmeter rauf nach Mam Carraigh und wieder runter nach Inveroran wo es auch ein Hotel geben soll. Das muss ich verpasst haben, denn für mich ging die Reise noch etwas weiter…
Auf dem Weg lief mir dann noch ein Mitgtlied vom Team Cancer über den Weg (habe ich von geschrieben am Anfang, glaub ich). Der erste Kilt auf der Tour! Er bat mich seiner Schwester bescheid zu geben, dass sie auf ihn warten sollen. Das habe ich 1.5 Meilen später auch gemacht. Die drei wollten an dem Tag noch bis Kinlochleven kommen, also über den Devils’s staircase. Ich glaube ohne Bus haben sie das eher nicht geschafft… trotzdem alles Gute, Go Team Cancer! 🙂
Victoria Bridge nach Kingshouse
Nachdem ich also in Victoria Bridge das Hotel verpasst habe, ging es weiter nach Norden und schließlich durch das Rannoch Moor. Hier passierte nicht viel, die meisten Wanderer hatten den Bereich auf ihrer Tagesetappe wohl noch nicht erreicht, nur vereinzelt sah ich mal jemanden. Die Landschaft ist ganz ansehnlich und der Track angenehm zu fahren, alles S1.
Irgendwann sah ich dann ein kleines weißes Haus. “Kann nicht sein”, dachte ich. Ein Wanderer bestätigte mir aber, dass es sich dabei um das Kingshouse Hotel handelte. Sie würden zusammen mit dem Bus nach Norden fahren, im Hotel bekäme man nie ein Zimmer und den Devil’s Staircase wollten sie nicht begehen heute…
Mir schwante Übles…
Devil’s staircase
Jetzt gab es also keinen Weg mehr vorbei am Höllentreppenhaus. Kette rechts, auf geht’s…
Vom Hotel aus führt der Weg nochmal ein paar km nach Norden und auf etwa 280m Höhe. Größtenteils fahrbar, aber man muss schon öfter auch absteigen.
Irgendwann steht man dann vorm Berg. Es geht rauf auf 550m, auf einer Strecke von etwa einem knappen km. Unfahrbar, selbst zum schieben teilweise zu schlecht und der Untergrund kommt einem schon von den Vorgängern entgegen.
Kann nicht mehr genau sagen wie lange ich gebraucht habe, muss ich zu Hause im GPS log nachsehen. Ich würde sagen so um die 90 Minuten inkl. Der drei Pausen die ich eingelegt habe.
Danach hat man eine Mega Aussicht über das Moor und das Tal in dem Kinlochleven liegt. Die Abfahrt gestaltet sich am Gipfel entlang leider ebenfalls gefährlich und anstrengend. Erst nach etwa ein bis zwei km hat man wieder einigermaßen flowigen S2 trail unter den Stollen und kann wieder Spaß haben.
Kinlochleven kommt einem nach den 5-Menschen Orten entlang des Weges wie eine Metropole vor. Es gibt einen Supermarkt, ein Postamt mit ATM und diverse Bars, Puls und Hotels. Ich checke in ein B&B ein, das glücklicherweise auch € nimmt, da meine GBP sich dem Ende zu neigen und der ATM mir nichts geben mag.
Auch hier brennt der Wald, wie in vielen Teilen von GB. Die locals scheinen das aber im Griff zu haben, so lange keine Kids die Feuer wieder anzünden.
Später geht es noch kurz zu dinner und champions league in die Bothon bar, wo sich einige Wanderer gegenseitig ihre Blasen an den Füßen wie Kriegsverletzungen präsentieren. Ich lasse meine in den Socken und schaue mit den locals das Spiel an. Naja…
Mehr morgen, Gute Nacht 🙂
Donnerstag – 5. Mai 2011
Guten morgen
Es hat (noch) nicht geregnet, durch die Wolken kann ich aber dicke Wolken am Himmel erkennen. Kein Grund aufzustehen finde ich und gucke noch ein bißchen BBC news.
Werde mich also beim Frühstück mal mit den anderen Wanderern und dem Chef hier austauschen bzgl. Weiterfahrt. Die Wetterfrau sagt die Wolken ziehen von Irland Richtung Nord-Osten über Schottland hinweg. Freakin sweet…
Kinlochleven
Nach einem ordentlichen Frühstück entscheide ich mich den restlichen Weg… naja… zu fahren. Sachen packen, Regenjacke raus, den Rucksack in seine Hülle stecken und auf geht’s!
Wie erwartet führt der Weg einen fiesen, ausgewaschenen Pfad auf den Berg hinauf, etwa 300 Höhenmeter geht es hinauf. Das Bike geschultert, die Füße tun bei jedem Schritt weh. Von oben kann man den Ort und den See erkennen. Sieht auf einmal sehr kompakt aus alles… Es regnet beständig. Mal kann man die Tropfen einzeln in der Luft zählen, mal pfeift einem der Wind das Wasser in die Ohren. Meistens ist es aber kaum zu bemerken, nur zwischendurch kann man wirklich von Regen sprechen.
Irgendwann stehe ich vor den Ruinen einer alten Farm, die Tigh-na-sleubhaich Farm. Danach geht es weiter den Kamm entlang Richtung Norden.
Eyes on the road, mate!
Musste ja irgendwann so kommen, der erste crash…
Auf dem Weg komme ich irgendwann an eine Stelle wo links feuchter slickrock und rechts ein schmaler, hoch gelegener Pfad herlaufen. Vor mir ein hübsches – wie sich nachher rausstellte holländisches – Mädchen. Der Rest versteht sich von selbst…
Tat nur mäßig weh, durch die Nasse Luft hörte es aber einfach nicht zu bluten auf und da musste die nette Holländerin die Krankenschwester machen. Hat sie gut gemacht, danach ging es zügig weiter.
Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!
Lochen Lund Da Bhra
Nachdem ich gut verarztet wurde, ging es weiter den Kamm entlang. Immer wieder hoch und runter. Meistens fahrbar, nur selten muss man absteigen. Die Strecke führt an einem Schauplatz diverser Schlachten vorbei, an einem alten Fort und an einigen Bergen vorbei.
Das Ende der Tour zum Greifen nahe.
Vorher geht es aber nochmal knappe 100m nach oben, durch einen Wald, der jedoch größtenteils abgeroded ist. Am Ende der kurzen aber steilen Strecke wartet eine Forstautobahn und gute 300m downhill.
Ich treffe mal wieder auf diverse Bekannte, u.a. ein Mädel aus dem Bunkhouse in Inversnaid. Sie geht den Weg mit ihrer Mutter und erzählt kurz von ihren Erlebnissen seit Bridge of Orchy, wo wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Sie sind von Kinlochleven aus mit dem Bus nach Fort William und wandern jetzt bis Samstag hier herum.
Nach dem kurzen Austausch geht es für mich weiter nach Norden, auf einem Sahnestückchen von Trail. Ich würde sagen 1-2 km, die aber so schnell vorbei waren das ich mich auch gut irren könnte! Die gesamte Strecke ist S1 und super flowig, die letzten paar km sind dann schöner singletrail bis man auf die Asphaltierte Straße nach Fort William hinein wechseln muss.
Und dann steht man vor dem “Hier ist alles vorbei”-Schild und freut sich über eine spitzenmäßige Zeit!
Hier noch ein paar Eindrücke aus dem kleinen Küsten-Örtchen…
… bis es dann schließlich heißt …
Fin
Das war’s.
Danke für’s zuschauen, ich hoffe ihr hattet Spaß!